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Zitat und Schreibtipp Nr. 1: Stephen Kings literarisches Viagra

Lektorat Sandra Jungen – Zitat von Stephen King: "Kürzen ist literarisches Viagra."

Ich starte meinen Lektorat-Blog, in dem ich Schreibtipps und allerlei Wissenswertes rund ums Schreiben und Veröffentlichen für euch sammeln werde, mit meinem Lieblingszitat: "Kürzen ist literarisches Viagra." Was Stephen King uns damit sagen will und warum ihr bei der Überarbeitung eurer Texte unbedingt zu literarischem Viagra greifen solltet, verrate ich euch in diesem ersten Blogartikel.

Vor einigen Jahren habe ich erstmalig an einer Ausschreibung für eine Anthologie teilgenommen und voller Euphorie eine Kurzgeschichte verfasst. Vorgabe waren 15.000 Zeichen. Ein Kinderspiel (sollte man meinen). Als die Rohfassung der Geschichte stand, fiel mir auf, dass meine eingehaltenen 15.000 Zeichen leider ohne Leerzeichen waren – in der Vorgabe zählen die Leerzeichen natürlich immer mit. Fataler Fehler! Also musste ich meine Kurzgeschichte um etliche tausend Zeichen einstampfen, und das relativ knapp vor der Deadline. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass mich erst mal eine leichte Panik überfiel. Aber ich stellte mich der Herausforderung und kürzte, was das Zeug hielt. Die Protagonistin bekam einen deutlich kürzeren Namen; welchen, daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern, ich weiß bloß noch, dass er (kürzer geht's wohl kaum) satte drei Buchstaben hatte. 😂 Jedes Wort – nein, jedes Zeichen – zählte!

Was am Ende dabei herauskam, war (Achtung: Wortspiel) um Längen besser.

 

Seit diesem Tag bin ich ein großer Fan vom Kürzen!

 

Kürzen bringt die Essenz zum Vorschein. Es ist dem Schleifen eines Rohdiamanten ähnlich: Fachmännisch beherzt, aber eben auch mit dem erforderlichen Fingerspitzengefühl (in unserem Fall wohl eher Sprachgefühl) entfernt man das Grobe, Überflüssige, das den Stein (den Text) trüb erscheinen lässt, ohne dabei das Wesentliche zu beschädigen. Denn das muss bleiben, damit der Text glänzen kann wie der geschliffene Diamant.

 

Kürzen verdichtet den Text, schafft mitunter wertvollen Subtext und sorgt für Spannung und Atmosphäre. Und genau das ist es doch, was wir beim Lesen von Romanen so lieben – und unseren Lesern bei unseren eigenen Texten so gerne bieten wollen.

 

Habt ihr ähnliche Erfahrungen mit dem Kürzen eurer Texte gemacht? Oder hasst ihr Kürzen und wollt am liebsten jedes Wort erhalten? Erzählt mir davon! Ich freue mich auf eure Kommentare!


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